Selbst wer einer rohköstlich veganen Ernährung kritisch gegenüber steht, kann sich dem Bewusstsein nicht mehr verschließen, dass vor dem Hintergrund wachsender Lebensmittelskandalen, Klimaveränderungen, Umwelteinflüssen und den verschiedensten gesundheitlichen Motiven eine traditionelle Mischkost in der herkömmlichen Form nicht mehr möglich sein wird. Eine Annäherung an eine pflanzlich basierte Ernährung wird immer stärker diskutiert und ernst genommen. Dazu beobachte ich seit Jahren die verschiedensten Überlegungen und Trends.
So hat z.B. bereits 2013 die Gates-Foundation einen Beitrag auf ihrem Blog veröffentlicht (http://www.gatesnotes.com/About-Bill-Gates/Future-of-Food) , wo die Zukunft des Essens diskutiert wird. Das Video der Gates Foundation ist plakativ und sehr eindringlich – und basiert alleinig auf der Perspektive, dass bei unserem weltweiten Bevölkerungswachstum auf 9 Milliarden Menschen Fleisch- und Tierproduktkonsum im heutigen Maßstab nicht aufrechterhalten werden können. Als Lösung und „the future of food“ wird hier angeboten Fleisch, Eier und andere tierische Produkte aus pflanzlichen Stoffen „nachzubauen“.
Andere bieten gar an, Fleischersatzprodukte in einem Art 3D-Druckverfahren herzustellen. Weniger technologisch aber nicht weniger industriell ist die Fülle an Fleischersatzprodukten, die in den veganen/vegetarischen Abteilungen der Discounter und Supermärkte Einzug halten und ich frage mich: bedeutet eine pflanzlich basierte Ernährung der Zukunft, dass wir alle künftig Lebensmittel essen, die in den verschiedensten Verfahren künstlich aufbereitet, auseinandergenommen und in anderen Formen wieder zusammengesetzt werden? Haben wir uns gedanklich schon so daran gewöhnt und finden das normal?
Die Ernährung unserer Zukunft ist ein existenzielles & globales Thema – für uns alle!
2015 hat die Expo in Mailand unter dem Motto „Nutrire il pianeta, energia per la vita (Den Planeten ernähren, Energie für das Leben)“ einen Schwerpunkt gelegt und mit 150 Ausstellern im Bereich „future food district“ einen imposanten Ansatz geliefert: Essen in Pulverform, Nahrung aus dem Computer, sprechende Messer oder high-end Supermärkte. So beeindruckend wie offensichtlich ist jedoch für mich auch: Die Nahrung unserer Zukunft liegt nicht in der technologischen Entwicklung von heute – und auch nicht in der von morgen. Da sind Ernährung und Technologie in Widerspruch geraten. Wie ist das möglich? Wie kann es sein, dass wir technologisch sensationelle und hilfreiche Entwicklungen erschaffen haben, aber im Hinblick aus unser natürliches Nahrungsbewusstsein eher evolutionär rückständig sind?
Seit einigen Jahren wissen wir, dass alleine die Landwirtschaft über 9 Mrd. Menschen satt bekäme (http://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Welternaehrung-2015-Experten-fordern-Landwirtschafts-Revolution-1710002.html). Das Potenzial von Mutter Natur ist vorhanden. Unsere technologische Entwicklung ist so fortschrittlich wie nie – aber warum gelingt es nicht, beide Komponenten so zusammenzufügen, dass sie zum Wohler aller dienen? Es wird Zeit aus diesem Ungleichgewicht auszusteigen.
Ich wünschte mir, dass wir mithilfe moderner Technologien die Kapazitäten von Mutter Natur unterstützten – und nicht sie substituierten. Pflanzliche Stoffe in einen industriellen oder gar synthetischen Prozess der Nahrungsherstellung einzubinden, um künstliche (auch pflanzliche) Produkte zu entwickeln ist in meinen Augen kontraproduktiv. Sowohl objektiv im Hinblick auf Klimaveränderungen und Umwelteinflüsse als auch subjektiv für unseren Körper. Er wird die synthetische Nahrung nicht erkennen und industrielle Nahrung nicht ausreichend verwerten können.
Unser Körper ist ein natürlicher Organismus und braucht eine Ernährung die natürlich, klar und einfach ist. Die Zukunft unsere Nahrung wird eine pflanzliche sein – aber wir sollten auch dafür sorgen, dass sie eine natürliche ist! Das ist unsere Verantwortung!
Persönlich beeinflussen können wir das mindestens dreimal am Tag. Jede Mahlzeit ist ein Votum. Es wird Zeit, dass wir da die vollkommene Verantwortung für uns, unseren Körper, unsere Gesundheit – und somit auch für das Wohl der Menschheit, anderer Lebewesen und die Zukunft unseres Planeten übernehmen. Unsere Zukunft ist keine unbekannte Komponente, sondern eine Größe, die wir täglich bilden und mitgestalten. Die Zukunft unserer Nahrung resultiert aus unseren Entscheidungen heute. Nehmen wir dort Einfluss, wo wir Einfluss nehmen können. Sorgen wir als Gesellschaft dafür, dass Agrar-Subventionen dort landen wo sie zum Wohle aller förderlich sind. Und ernähren wir uns täglich so, dass wir unsere Gesundheit achten, für unseren Körper sorgen und die natürlichen Ressourcen respektieren. Das Essen unserer Zukunft liegt nicht in einer nebulösen fernen Zeit, sondern ergibt sich aus den Entscheidungen, die wir täglich im Jetzt & Heute treffen. Und das können wir aktiv jeden Tag beeinflussen.